KS-Original: Einfach, solide, kreislauffähig
1. März 2023
Was ist das Problem, mit dem ihr euch befasst? Worin besteht die Nachhaltigkeitsherausforderung?
„400.000 neue Wohnungen pro Jahr“, lautet das wohnungsbaupolitische Ziel der Bundesregierung. Eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts erwartet hingegen ein Defizit von über 700.000 Wohnungen für 2023. Wird der Erhalt des Bestands derzeit als größte Stellschraube im Kampf gegen den Klimawandel diskutiert, so ist spätestens bei diesen Zahlen klar, dass der Neubau unabdingbar ist, um die Ziele ansatzweise zu erreichen. Umso wichtiger ist es, die neu entstehenden Gebäude als „Bestand der Zukunft“ zu verstehen: In allen Phasen des Planungs- und Bauprozesses sollten zukünftige Auswirkungen und Nutzungen einbezogen werden – und zwar über klassische Abschreibungszyklen und bislang veranschlagte Standzeiten hinweg.
Was ist euer Lösungsansatz / die Innovation?
Um die eingebrachten Ressourcen effizient einzusetzen, ist es entscheidend, die „graue Energie“ nicht nur drastisch zu reduzieren, sondern auch möglichst langfristig zu nutzen. Hierfür braucht es robuste Baukonstruktionen mit Materialien, die schon heute ein hohes Maß an Umweltbewusstsein mit langer Lebensdauer verbinden. Idealerweise besitzen sie in naher Zukunft auch die Fähigkeit, klimapositives Bauen zu ermöglichen sowie durch ihre Zirkularität zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und des Abfallaufkommens beizutragen.
Im mehrgeschossigen Wohnungsbau ist der Kalksandstein seit vielen Jahren der am häufigsten genutzte Wandbaustoff. Diesen Status verdankt er vor allem seinen positiven Eigenschaften in Sachen Langlebigkeit, Tragfähigkeit, Brand- und Schallschutz sowie besonders zeit- und kostensparenden Planungs- und Ausführungsmethoden. Im Kampf gegen den Klimawandel und hinsichtlich des so dringend benötigten Wohnraums sieht sich KS-Original jedoch auch in der Verantwortung, den Weg zu einer nachhaltigen Architektur mit Kreislaufprodukten mitzugestalten.
Für das mineralische KS-Abbruchmaterial werden bereits seit vielen Jahren verschiedene Recyclingpfade genutzt. Die rückgebauten Steine haben sich vor allem im Straßen-, Beton- und Deponiebau oder als Vegetationsbaustoffe bewährt.
Im Rahmen von Pilotprojekten haben die regional agierenden Hersteller des Markenverbunds nun erstmals ein Verfahren zur Herstellung von Kalksandsteinen aus recyceltem Material entwickelt. Hierzu zählt auch das Unternehmen Zapf-Daigfuss, das auf dem Baugelände der zukünftigen TU Nürnberg das Mauerwerk eines über 50 Jahre alten, zum Abriss stehenden Gewerbegebäudes untersuchte. An den Kalksandsteinen waren keine anorganischen oder organischen Anhaftungen vorhanden, weshalb sich Abbruchunternehmen und KS-Hersteller zu einem selektiven Rückbau entscheiden konnten: Die Dämmstoffe wurden entfernt und getrennt aufbereitet. Anschließend wurden die geeigneten Strukturen gezielt rückgebaut, das Recyclingmaterial sortiert und mit Brechwerken klein gebrochen. Im KS-Werk angekommen, wurde der sortenreine Sekundärrohstoff mit einem Anteil von 12 % dem herkömmlichen Gemenge aus Sand, Kalk und Wasser beigemischt und in den energiearmen Produktionsprozess gegeben.
Der hieraus entstandene KS-Kreislaufstein ist in allen relevanten Eigenschaften mit konventionell produzierten Kalksandsteinen identisch: Wie der herkömmliche Wandbildner setzt er sich aus rein natürlichen Bestandteilen zusammen und ist frei von Schadstoffen. Zusätzlich bietet er die Möglichkeit, abgebrochenes Material immer und immer wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Auch Schnittmaterial aus dem Werk und Baurestmassen von den Baustellen können in die Produktion zurückgeführt werden. Damit ist die Herstellung nicht nur umweltschonend und energiearm, sondern auch abfallfrei.
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie von KS-Original arbeiten die mittelständischen Kalksandsteinhersteller daran, den Recyclinganteil weiter zu erhöhen und bundesweit zur Realisierung nachhaltiger Gebäude anzubieten. Pionierarbeit betreibt in diesem Jahr auch der in Osnabrück ansässige Hersteller BMO zusammen mit dem Start-up Concular aus Berlin. Die im Laufe des Teil-Rückbaus eines Kaufhof-Gebäudes in Osnabrück entnommenen Kalksandsteine sollen hinsichtlich ihres Wiederverwendungspotenzials untersucht werden.
Was ist der Impact?
Jedes Prozent an wiederverwertetem KS-Recyclingmaterial trägt als Sekundärrohstoff zur Ressourceneinsparung bei und ist ein Gewinn für die Umwelt. Kalksandstein bindet CO2 und lagert es ein. Und zwar dauerhaft und damit auch im Falle einer Weiter- oder Wiederverwertung.
Beitrag von
Beatrix Immig
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