„Wir können ab 2042 klimapositiv sein!“

3. Dezember 2021

Quelle: KS

Mit seiner Roadmap legt der Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. einen detaillierten Fahrplan vor, der den Weg der Branche in die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 aufzeigt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die 76 deutschen Kalksandsteinwerke unter optimalen Rahmenbedingungen bereits 2042 klimaneutral – und danach sogar klimapositiv werden können. In den Produkten wäre dann mehr CO2 eingelagert als im gesamten Produktionsprozess freigesetzt würde. Damit dies gelingt, müssen allerdings die vor- und nachgelagerten Partner der Wertschöpfungskette sowie die Politik ihren Beitrag leisten.

Die gemeinsam mit der FutureCamp Climate GmbH und einem technischen Expertenrat der Kalksandsteinindustrie erarbeitete Studie zeigt auf 117 Seiten, welche Schritte und Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität erforderlich sind, die damit verbundenen Kosten und wie die politischen Rahmenbedingungen zukünftig ausgestaltet sein müssen. Bei der Erarbeitung der Roadmap wurden neben dem Klimaneutralitätspfad zwei weitere Pfade als Vergleichsmaßstab modelliert: ein Referenzpfad, in dem der bestehende Status quo fortgeschrieben wird, sowie ein Pionierpfad, der nur jene Maßnahmen umfasst, welche betriebswirtschaftlich sinnvoll und vertretbar sind.

Recarbonatisierung als CO2-Senke
Die Roadmap basiert auf der aktuellen Umwelt-Produktdeklaration (EPD), nach der sich die CO2-Emissionen von Kalksandstein seit 2016 um weitere acht Prozent reduziert haben. Die gute Ökobilanz resultiert unter anderem auch aus der CO2-Bindefähigkeit von Kalksandstein. Bei der sogenannten Recarbonatisierung handelt es sich um eine natürliche chemische Reaktion. Das aus der Umgebungsluft aufgenommene CO2 wird dabei fest in das kristalline Gefüge der Kalksandsteine eingebunden und tritt auch bei einem Abbruch des Gebäudes nicht wieder aus. Untersuchungen des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwesen der Universität Kassel  haben gezeigt, dass eine Tonne Kalksandsteinmaterial innerhalb von 50 Jahren rund 50 Kilogramm CO2 aufnimmt. Bei einer Produktionsmenge von acht Millionen Tonnen (2020) entspricht dies 400.000 Tonnen CO2. „Rund 40 Prozent des bei der Herstellung entstehenden CO2 werden während des Lebenszyklus wieder gebunden. Damit leistet die Recarbonatisierung einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung der Kalksandsteinindustrie – und dürfte langfristig sogar zu einer positiven Ökobilanz führen“, bringt Jan Dietrich Radmacher, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie e.V., die positiven Effekte der CO2-Speicherfähigkeit auf den Punkt. Deshalb wäre es nur folgerichtig, dass der Recarbonatisierungseffekt bei der ökobilanziellen Bewertung des Baustoffs Kalksandstein in Zukunft mindernd berücksichtigt wird.

Kalk als CO2-Treiber
Die deutsche Kalksandsteinindustrie emittierte 2020 rund 780.000 Tonnen CO2. Nur 20 Prozent (156.000 Tonnen) entstanden im eigentlichen Produktionsprozess durch die Verwendung fossiler Energien. Die restlichen 80 Prozent gehen auf die Verwendung des Bindemittels Branntkalk zurück. 624.000 Tonnen CO2 sind also „hinzugekauft“ und werden von den Kalkherstellern, den vorgelagerten Partnern der Wertschöpfungskette, verursacht. Die Kalkindustrie arbeitet aktuell an Lösungen zur Abscheidung und Speicherung ihrer CO2-Emissionen. Die klimaneutrale Transformation der Kalksandsteinindustrie hängt maßgeblich davon ab, ob emissionsfreier Kalk ohne relevante Mehrkosten in naher Zukunft zur Verfügung steht. Parallel dazu forscht die Kalksandsteinindustrie an Rezepturen mit einem geringeren Kalkanteil, an alternativen Bindemitteln und an einem Verfahren, um die Recarbonatisierung von Kalksandsteinen zu beschleunigen. Dabei werden frisch gehärtete Kalksandsteine nach Abschluss der Dampfhärtung in nachgeschalteten Behältern für eine definierte Zeit einer CO2-Atmosphäre ausgesetzt. Auf diese Weise können Kalksandsteine bereits vor der weiteren Verarbeitung ganz oder teilweise recarbonatisiert werden.

Die Roadmap Klimaneutralität der Kalksandsteinindustrie zum Download: