Ungebrannter Kaltziegel aus 90% Recyclingmaterial

4. Oktober 2023

KALTZIEGEL VON LEIPFINGER-BADERQuelle: LEIPFINGER-BADER

Was ist das Problem, mit dem ihr euch befasst? Worin besteht die Nachhaltigkeitsherausforderung?

Die Nachhaltigkeitsherausforderung besteht darin, dass ca. 10 Mio. Tonnen des jährlich bundesweit anfallenden Bauschutts aus Abbruchziegeln oder ziegelreichen Stoffgemischen bestehen, die im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft ressourcenschonend wiederverwertet werden müssen.

 

Dr. Matthias Heigl, Forschung & Entwicklung bei Leipfinger-Bader GmbHQuelle: LEIPFINGER-BADER

„Es ist uns gelungen, einen recycelten, ungebrannten Vollziegel für Innenwände mit hoher Rohdichte und Druckfestigkeit zu entwickeln. Damit haben wir den Grundstein für eine neue Generation von Mauerziegeln gelegt, die ressourcenschonend und energiesparend produziert werden. Wir sind stolz darauf, den Kaltziegel nun auch in Kleinserie herstellen zu können und sehen dies als unseren Beitrag zur weiteren Förderung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland.“

Dr. Matthias Heigl

Forschung & Entwicklung bei Leipfinger-Bader GmbH

Was ist euer Lösungsansatz / die Innovation?

Leipfinger-Bader hat eine eigens entwickelte Recyclinganlage errichtet, die den Ziegelbruch sauber vom darin enthaltenen Dämmstoffanteil trennt. Mit der sogenannten Windsichtung – einem alten mechanischen Trennverfahren – wurde dafür eine Lösung gefunden. Diese auf Gravitation, Masse und Fliehkraft basierende Methode bildet den Kern der entwickelten Recyclinganlage. Vorgebrochene Baureste gelangen mithilfe einer Separator-Schaufel in einen Windkanal. Dort werden leichte Dämmstoffpartikel nach oben abgesaugt, während die schweren Ziegelbestandteile nach unten fallen. Der Ziegelbruch wird dann weiter zerkleinert und in verschiedenen Körnungsstärken einer erneuten Verwendung zugeführt. Währenddessen trennt ein Zyklonabscheider den Dämmstoff, der anschließend ausgesiebt wird. Danach ist er bereits wieder in seiner ursprünglichen Funktion verwendbar. Dies gilt sowohl für Mineral- als auch für Holzfaserdämmstoffe. Beide setzen die Experten bei Leipfinger­-Bader selbst als Füllung in ihren hochwärmedämmenden CORISO- oder SILVACOR­ Ziegeln ein. Der recycelte Dämmstoff kann hier also unmittelbar wieder in die Ziegelproduktion einfließen.

Aktuell finden die in der Recyclinganlage gewonnenen Ziegelkörnungen eine Weiterverwertung im Wegebau oder als Substrat bei der Dachbegrünung. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu echtem Baustoffrecycling ist die Entwicklung des Kaltziegels. Hauptziele dabei waren ein geringer Energieeinsatz bei der Produktion sowie die Verwendung des recycelten Ziegelmateriales. Die Basis des Kaltziegels bilden sortenreine Ziegelreste in besonders feinen Körnungsgrößen. Neben den entsprechenden Fraktionen von recyceltem Ziegelbruch aus der Recyclinganlage, fallen diese beispielsweise auch beim Schleifen von Planziegeln an. Versetzt mit einer natürlichen Bindemittel-Mischung werden die Ziegelkörnungen in einem eigens entwickelten Pressverfahren verfestigt und anschließend an der Luft bei Umgebungstemperatur getrocknet. Ein Brennvorgang entfällt bei dieser Fertigungsweise komplett. So entsteht ein Mauerziegel, der eine besonders hohe Rohdichte aufweist und entsprechend auch über eine hohe Druckfestigkeit verfügt. Dieser Kaltziegel erfüllt alle statischen Voraussetzungen für tragende Innenwände. Aufgrund seiner Masse stellen auch die erhöhten Schallschutzanforderungen in diesem Bereich kein Problem dar.

Was ist der Impact?

Der Impact besteht darin, dass Ressourcen geschont werden, da der Kaltziegel zu einem hohen Anteil aus recyceltem Ziegelmaterial besteht und nicht gebrannt werden muss. Auch wird durch die Recyclinganlage eine erneute Verwendung des Dämmstoffs ermöglicht, was zu einer Schonung von Primärrohstoffen beiträgt.

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Weitere Infos auf der Website von LEIPFINGER-BADER

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Beatrix Immig

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Beatrix Immig

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